Sonntag, 6. Juni 2010

Diese Hitze!

Morgens um sieben ist die Welt schon nicht mehr in Ordnung. Mein Blick aufs Thermometer verrät nichts Gutes: Es sind jetzt schon 32°. Vorhergesagt sind 42°! Und es ist noch nicht einmal Sommer!

Mit welchen - mehr oder weniger unangenehmen - Begleiterscheinungen muß man denn rechnen, wenn man sich in einer solcher Klimazone aufhält?

Autos streiken.
Als wir gestern über die Autobahn nach Las Cruces fuhren, fielen mir die vielen liegengebliebenen Autos auf. Wir zählten mindestens 25! Mein Mann - ehemaliger Mechaniker - erklärt mir, was ein "vapor lock" ist. Soviel ich verstanden habe, bilden sich unter starker Hitzeeinwirkung in den Benzinleitungen Luftblasen, die dann eben diese Leitungen blockieren, so dass das Benzin nicht in den Motor gelangt. (Falls Euch das beim nächsten Urlaub hier passieren sollte, Ruhe bewahren und hoffen, dass nach einer Viertel Stunde oder so der Motor so weit abgekühlt ist, dass das Auto wieder startet.Und hoffentlich habt Ihr dann Wasser bei Euch!!)

Hunde sterben.
Viele Leute hier sind Hundeliebhaber, wissen aber nicht, wie lebensgefährlich es für die Vierbeiner ist, auch nur für 20 Minuten im Auto gelassen zu werden. Da es kaum Bäume gibt, gibt es kaum schattige Parkplätze. Auch wenn die Fenster teilweise runtergelassen sind, heizt sich innerhalb weniger Minuten der Innenraum eines Autos zu Temperaturen auf, die einer Sauna gleichkommen. Und wer würde schon seinen Hund mit in die Sauna nehmen? Wenn man dann, so wie wir, abgelegen wohnt und mit häufigen Stromausfällen rechnen muß, steht man vor einem Dilemma: Lassen wir unsere Hunde zu Hause, riskieren wir im Falle eines Stromausfalls und damit des Ausfalls der Klimaanlage ihre Gesundheit. Nehmen wir sie mit, muß immer einer von uns bei ihnen im Auto bleiben oder vor den Geschäften mit ihnen auf den anderen warten. Was natürlich für alle Beteiligten ein schweißtreibender Zeitvertreib ist.

Unsere Lösung?
Wir haben uns für über $370 ein tragbares Kühlungsgerät gekauft, dass man an den Zigarettenanzünder des Autos anschließt. Das wassergefüllte Ding bläst eiskalte Luft in den Innenraum des Autos und produziert erträgliche Temperaturen.

Der Körper verliert - unbemerkt - Wasser.
Man schwitzt nicht. Genauer: Man merkt nicht, dass man schwitzt. Der Schweiß verdunstet, sobald er an die Körperoberfläche kommt. Man muß also ständig Flüssigkeit zu sich zu nehmen, auch wenn man keinen Durst verspürt. Ansonsten läuft man Gefahr, aus den Latschen zu kippen. (Ist mir schon mehrmals passiert.)

Man kann sich nicht kalt duschen.
Je nach Ort und Tiefe der Rohre ist das Wasser oft enttäuschend warm. Selbst die Dusche bringt dann keine Abkühlung. Als wir in Yuma, Arizona wohnten, wo es noch heißer als hier in Deming ist, kam sogar regelrecht heißes Wasser aus dem Duschkopf! Ob man den Kalt - oder Warmwasserknopf aufdrehte, machte kaum einen Unterschied.

Kleidungsstücke "verblassen."
Vor zwei Jahren erstand ich einen schöne lindgrüne Jacke. (Seit ein paar Jahren ist das - wohl aus Mangel in der mich umgebenden Natur - meine Lieblingsfarbe.) Kürzlich entdeckte ich, dass genau dort, wo die Sonnenstrahlen auf diese Jacke fallen, das Lindgrün einem Gelb gewichen ist.

Fliesen verbrennen.
Um unseren Vierbeinern ungestört Zugang zu gewähren, steht die Tür zu meinem Büro offen, solange es eben geht. Um 11 Uhr morgens muß ich dann allerdings zumachen und die Klimaanlage einschalten. (Klimaanlagen, "air conditioner," funktionieren nur bei geschlossenen Türen und Fenstern.) Diese wenigen Morgenstunden reichen aus, um die Linoleumfliesen im Eingangsbereich zu verbrennen. Anstelle eines schönen Taubenblaus fällt der Blick beim Betreten meines Büros auf ein unansehliches Schwarz!

Andere hitzebedingte Erscheinungen:
  • Angeschittenes Brot trocknet sofort aus.
  • Rückspiegel fallen von der Windschutzscheibe, weil sich der Klebstoff, mit dem die Spiegel befestigt sind, verflüssigt.
  • Lacke lösen sich vom Auto und sorgen für "farbfreie" Flecken.
  • Man verliert den Bezug zum Körper und weiß nicht, ob man hungrig oder durstig ist.
  • Man bewegt sich kaum.
  • Während die Frauenmagazine Tipps für die "schönste Jahreszeit" geben, freut man sich hier achon auf den nächsten Winter, wenn die Temperaturen endlich wieder erträglicher sind und man sich draußen aufhalten kann.
Übrigens wären wir beinahe in diesem Sommer nach Oregon gezogen. Als wir dort allerdings Anfang Mai noch Schnee erlebten hatten, haben wir uns anders entschieden. Da bleiben wir doch lieber in der Wüste!